Music Users

Musikästhetische Debatten in der postanalogen Ära -

Auf Diskursmodenschau im Internet


ERSCHIENEN in: Neue Zeitschrift für Musik 2/1998 S. 14-17



Newbies und Digitalgurus

Wir bekommen ja jetzt auch ein neues Internet.“ Mit solchen Sätzen geben sich sogenannte „Newbies“ , Netzneulinge leichtsinnigerweise bei Abendgesellschaften oder in der Straßenbahn zu erkennen und laufen dabei Gefahr, von selbsternannten Digitalgurus unaufgefordert und ausführlichst in die Geheimnisse des Surfens eingewiesen zu werden.

Zu den populäreren Visionen im Musikbereich gehört die von der Demokratisierung des Musikdiskurses durch weltweite Werkbetrachtungen und Online-Chats mit Komponisten.

Neben unbeschränktem Zugriff auf Information wird auch die Zugehörigkeit zu virtuellen Communities und mehr Partizipation an kulturellen Prozessen verheißen. Als nächstes ergibt sich oft die Frage: ISDN oder Modem? Es lassen sich aber auch andere denken. Z.B.: Gehören wir aber schon zur Szene, wenn wir auf der Mailing-Liste von Rap-Stars stehen? Beantworten Intendanten unsere E-Mails, wenn sie schon nicht ans Telephon gehen ? Und was tut Björk?


Was tut Björk?

„Björk tut es. David Bowie tut es. Die ganze Unterhaltungsindustrie tut es: online gehen, interaktiv werden. Das Morgenrot des globalen Glamours“1


Mit diesen Worten und einem Photo der isländischen Sängerin kündigt die Inhaltsübersicht der aktuellen Ausgabe der Computerzeitschrift Konr@d einen Artikel zu Musik im Internet an. Weiter hinten im Artikel gibt es zwei ganzseitige Björk-Fotos und den Hinweis, daß Sound- Bild, und Textdateien zu Björks aktueller CD Homogenic an verschiedenen Stellen im Internet abgerufen werden können. Vier Seiten später kommt Björk mit zwei Zeilen selbst zu Wort:


„Nein, selbst im Internet bin ich nicht. Dafür arbeite ich zuviel. Aber durch meinen Internet-begeisterten Sohn weiß ich genau, was dort vor sich geht.“2


Tut sie es nun? Ist Björk „interaktiv geworden“, indem andere Menschen, vermutlich ohne ihre Zustimmung, ihre Songs kopiert haben und im Netz verfügbar machen? War Björk bis dato etwa nicht zur Interaktion fähig ?

Diese Fragen erscheinen vermutlich schon reichlich kleinkariert in einer Zeit, in der uns die Wörter Cyber, online, virtuell oder interaktiv beliebig austauschbar in allen möglichen Zusammenhängen begegnen und vielfach nicht mehr bedeuten sollen als deluxe, 2000 oder express vor dreißig Jahren.

Ist Björk „online gegangen“?. Es existieren zwar zahlreiche Websites sowie Diskussionsforen (von alt.music.bjork bis zum IRC-Channel #bjork) die der Künstlerin gewidmet sind. Sie selbst nimmt daran aber in der Regel nicht teil. Björk ist also streng genommen nicht „onlain“, wobei festzuhalten wäre, daß sie selbst ja auch nicht behauptet hat, im Internet zu sein. Sie wird hier wohl für lediglich für den online-Hype instrumentalisiert, um die Akzeptanz des Internets bei ihren Fans erhöhen Aber immerhin beansprucht sie, genau zu wissen „was dort vorgeht“. Dann müßte sie auch über die folgende Begegnung unterrichtet sein:

Our current Speak Up! topic is: Classical Music & The Internet


Dr. U. Schwerdtfeger, Germany on 2/10/97:

Since the first time I visited this site, the current topic is "classical music and the Internet". When I additionally think of the many contributions to this page in which people ask questions to DG that have never been answered, I must draw two possible conclusions:

  1. this site was once established and then left alone just in order to drive us insane,

  2. alternatively there has been someone to take care of our questions, but then has been fired or has died. Very sad thing this. I can't draw a parallel to this bad service when I think of DG as a company that releases the best recordings with beautiful covers with a rich repertoire! !Hay que mejorar esto, hombres!


Jose Sanchez-Penzo on 4/29/97:

I agree too Dr. Schwerdtfeger and Mr. Claudio Scheid. This is a quite sad thing. Now there are even no images. You have to guess where to click. Should we write to DG? By the way do you speak Spanish?


Dr. Ulrich Schwerdtfeger on 5/1/97:

!Hombres! Mi impresión es: somos totalmente solos y abandonados aquí! Freunde! Mein Eindruck ist: wir sind hier völlig allein und verlassen! Friends! My impression is: we're totally alone and abandoned here! !Vámonos! Verschwinden wir! Let's get outa here!


Jose Sanchez-Penzo on 5/1/97:

Before we go we should try to connect to each other. My Email-Address is:

[...]


Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Sind Dr. Schwerdtfeger und Señor Sanchez-Penzo onlain?. Wenn wir uns auf die ebenso irreführende wie verbreitete Metapher von der Datenautobahn einlassen wollen, dann „trafen“ sich die beiden im letzen Jahr gewissermaßen auf einer Standspur. Zu besichtigen ist sie unter http://www.dgclassics.com/cgi-win/dgspeak.exe. Dabei handelt es sich um die verlassene Ruine eines Diskussionsforums auf der Homepage der Deutschen Grammophon. Beide wollten wohl mit der von ihnen offenbar hochgeschätzten Plattenfirma in Kontakt treten. Ob, wann, wo und wie sich die Herrschaften später wiedergetroffen haben, ist nicht überliefert, geschweige denn, über welche Themen sie sich dann ausgetauscht hätten. Weder wir noch Björks Sohn wissen, mit welchen Fragen,Wünschen oder Anregungen es sie überhaupt an diesen unwirtlichen virtuellen Ort verschlagen hatte. - Vielleicht geht uns das aber auch gar nichts an.


Guten Rutsch, Maestro


Monate später wartet die gleiche Firma anläßlich des Silvesterkonzerts der Berliner Philharmoniker mit einer besonderen interaktiven Attraktion auf: Die Stars des auch als Webcast netzweltweit übertragenen Konzerts, Claudio Abbado, Gil Shaham, Mikhail Pletnev, Anne Sofie von Otter und Bryn Terfel stellen sich ihrem Publikum im Internet. Anstatt nur Applaus zu spenden, Blumen zu überreichen oder Autogramme zu sammeln, bietet sich hier z.B. die Möglichkeit, den Orchesterchef mit einer grundsätzlichen Frage zu konfrontieren:


Lieblinge - Holger Tietz 18:29:22 12/18/97 (1)

Posted by Holger Tietz on December 18, 1997 at 18:29:22:


Sehr geehrter Maestro,

Wer liegt Ihnen bei den Berliner Philharmonikern näher

- die Bläser- oder die Streichergruppe ?


Viele Grüsse und guten Rutsch, Ihr Holger Tietz



Wer nachlesen will, wie Abbado mit diesem schwierigen Problem umgeht, sei auf

http://www.klassikopen.de/live/li-frame.htm verwiesen. Dort ist auch neben seinen Plänen für 1998 auch nachzulesen, daß Abbado sich bei geschickter Programmgestaltung keine Sorgen um das Überleben zeitgenössischen Orchesterrepertoires im kommenden Jahrtausend macht.

Auf die Frage, ob die neuen Medien für Klassische Musik von Nutzen seien oder ob es sich dabei um „the worst thing that can happen to music“ handele, antwortet Abbado bei dieser Gelegenheit allerdings nicht.


Farewell Sir Michael


Am 9. Januar des neuen Jahres kommt die Nachricht vom Tod Sir Michael Tippetts. Sie erreicht die Musikinteressierten nicht nur über Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen, sondern auch im Netz. Anders als im Printfeuilleton und in den Kulturredaktionen der Fernsehsender und Radiostationen, wo es - sofern sie überhaupt darüber berichten - privilegierten Journalisten vorbehalten bleibt, dazu öffentlich Stellung zu nehmen und Leserbriefe allenfalls mit einiger Verzögerung und redaktionellen Kürzungen veröffentlicht werden, kann in den Foren des Internets direkt und über räumliche und institutionelle Schranken hinweg über Themen wie Leben und Werk Sir Michaels diskutiert werden.

So meldet sich am gleichen Abend in „rec.music.classical.contempory“ein Tippett-Verehrer, von einer kanadischen Insel im Nordatlantik, der beklagt, an seinem Wohnort nur wenig über zeitgenössische britische Musik in Erfahrung bringen zu können. Somit wendet er sich an die Abonnentinnen und Abonennten dieses Forums für mit der Frage, wie der Tippetts Einfluß auf andere Komponistinnen und Komponisten heute eingeschätzt werde? Prompt antwortet ihm ein britischer Komponist der jüngeren Generation und beschreibt sein differenziertes Verhältnis zum Altmeister. Aus den Vereinigten Staaten wird ihm (und allen anderen) später die Textdatei des Nachrufs aus der New York Times zur Verfügung gestellt. Andere Newsposter leisten Trauerarbeit, indem sie längere Zitate aus Tippett’s Werken abtippen oder ein schlichtes „Farewell Sir Michael“ abschicken. Konzertbesucher aus Boston, wo Simon Rattle an diesem Abend Janáceks Glagolithische Messe dirigierte, berichten gerade zuhause angekommen von Rattles Gedenkansprache zum Tode Tippetts vor dem Konzert. Jemand anderes erinnert sich daran, wie ihn 1972 „just before Tippett actually became cool“ eine Schallplatte mit dessen zweiter Symphonie aus der örtlichen Bibliothek lebenslang in den Bann zog. Vom Computer einer Firma für Medizintechnik aus wehrt sich wiederum jemand gegen die seiner Meinung nach überzogenen Vergleiche zwischen Elgars Dream of Gerontius und Tippetts Child of our time und streitlustig wagt er noch die These, der ganze Wirbel um Tippett habe in erster Linie mit dessen politischen Anschauungen zu tun.


Zwischen Small Talk und Flame Wars

Natürlich ist damit nicht das letzte Wort gesprochen. Gespräche in Newsgroups und Mailing-Lists enden in den seltensten Fällen mit allgemeinem Konsens. Vielmehr verzweigt sich der Diskurs, neue Themen kommen ins Spiel: Da geht es dann z.B.um die Frage, welche Einspielung von Child of our time zu bevorzugen sei und der Korrespondent in Boston wird um seine Meinung zu Rattles Janácek-Interpretation gefragt.

Auf rec.music.classical, der Stamm-Newsgroup für werkorientiertes Musikverständnis gibt es mit dem Dirigenten Klaus Tennstedt bald einen neuen Toten zu beklagen. Dabei meldet sich unter anderem ein ehemaliger Cellist des Chicago Symphony Orchestras mit persönlichen Erinnerungen an Tennstedts Probenarbeit zu Wort. Ansonsten werden auch hier bevorzugt subjektive Wertungen zu CD-Booklets, Kompositionen oder Interpretationen ausgetauscht.

Aus Washington DC berichtet eine Teilnehmerin beeindruckt über die dortige Erstaufführung von Wolfgang Rihms „In Schrift“. Den Ex-cathedra-Tonfall vieler hauptamtlicher Rezensenten sucht man in ihrem Text für rec.music.classical.contemporary vergeblich.


Nicht selten dominiert allerdings auch in Newsgroups wie rec.music.classical und rec.music.classical.contemporary das Sammlergeschwätz von der globalen Plattenbörse, dabei gäbe es dafür längst spezielle Foren (z.B. rec.music.classical.recordings oder alt.marketplace.compact-disc).


Der Liszt-Server (http://www.liszt.com), die wohl umfangreichste, wenn auch sicher nicht vollständige Sammlung von Diskussionforen aller Art listet 754 Newsgroups und 141 Mailing Lists und 108 IRC Kanäle zu musikalischen Themen auf. Die überwiegende Zahl der Foren ist englischsprachig. Zum großen Teil spiegelt das Usenet die Charts wieder, doch auch für Philip Glass und Shostakowich existieren Newsgroups. Zur Diskussion von Leben und Werk von Beethoven und J.S. Bach gibt es sogar Chatrooms. Chopin und Cage bringen es immerhin auf eine eigene Mailing-Liste. Thereminspieler tauschen sich in

alt.music.makers.theremin aus. Nicht-chartrelevante außereuropäische Traditionen sind nur vereinzelt vertreten (z.B. rec.music.indian.classical). Die üblichsten Themenkategorien für Musikdiskussionsforen sind Musikerinnen/Musiker, Instrumente/Software oder Stilgegriffe. Etwas seltener sind Kategorien, die sich durch Regionen, Perioden oder Institutionen definieren.

Für die etwa zehn unter dem classical-Etikett firmierenden Newsgroups verbreitet der schottische Mathematiker und Freizeitkomponist Sandy Nicholson vierzehntäglich eine Handreichung, in der unter dem Titel „Which Classical Newsgroup“ die Zuständigkeit der jeweiligen Foren festgeschrieben werden soll. Damit soll vermieden werden, daß etwa eine die Frage zur Gestalt des Fafnermotivs in der Newsgroup rec.music.classical.guitar die Gitarristen beim Austausch von Tabulaturen stört, anstatt in rec.music.opera oder noch spezifischer in humanities.music.composers.wagner beantwortet zu werden.

Nicholson, der sich seit 1991 regelmäßig im Usenet betätigt, bemerkt einen

stetigen Niedergang der durschnittlichen Qualität der Postings im Usenet.“3 von Jahr zu Jahr.

Wiederkehrende Phänomene in Musik-Newsgroups und Mailing Lists, gleich auf welches musikalisches Genre sie sich beziehen, sind nervenaufreibende Streitigkeiten um die Geschäftsordnung. Sie treten zumeist in Verbindung mit sogenannten flame wars auf, mehr oder weniger heftigen persönlichen Anfeindungen, die ein erstaunliches Aggressionspotential -auch in Akademikerkreisen offenlegen.


Verhaltensregeln und FAQ (Frequently asked questions)-Hilfestellungen sollen helfen, flame wars und die Flut von falsch adressierten off-topic Postings einzudämmen. Impliziert ist damit der Anspruch auf Definitionsmacht. Doch im Usenet richtet sich kaum jemand sklavisch nach den Vorgaben der Diskurshausmeister. Gerade die sogenannten off topic-Debatten sind oft die lebhaftesten, so z.B. eine langanhaltende Diskussion zur McCarthy-Ära, zum Verdruß von vorgeblich „unpolitischen“ Musikliebhabern auf rec.music.classical stattfand.


Crossover und die Industrie

Der Befürchtung, das Internet fördere die Fragmentarisierung der Musikkultur nach Spezialthemen könnte entgegengehalten werden, daß sich die Grenzen zwischen verschiedenen musikalischen Diskursen im Internet auch problemlos überwinden lassen, wie die Anfrage zu den Techrockern The Prodigy in der Mailing-List der Alte Musik-Spezialisten, EARLYM-L zeigt.


Date: Sat, 3 Jan 1998 18:13:47 +0100

From: Bertram Poort <b.poort@wxs.nl>

To: Multiple recipients of list EARLYM-L <earlym-l@olymp.wu-wien.ac.at>

Subject: The Prodigy


Who likes the prodigy???



Gepriesen wird das Internet als Nische für vom Kommerzbetrieb bedrohte Musikformen. Aus der Sicht der Musikindustrie ergeben sich hier neue Chancen der Vermarktung von Musik, die es in den herkömmlichen Marketingkanälen schwerer hat. Das Internet bietet bei vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand auch kleinen Firmen die Chance, sich dem unterschiedlichen Kenntnisstand und den jeweiligen Interessenlagen der Konsumenten anzupassen, und auch das Publikum zu erreichen, das nicht in Reichweite eines gutsortierten CD-Geschäfts wohnt. In New York denken Netzexperten der Musikwirtschaft wie Dr. Roger Evans, der schon Internet-Strategien für BMG New Media, Sony Classical und andere Firmen im Classic-Marktsegment mitentworfen hat, denken längst darüber nach, wie sich demnächst bei verbesserter Bandweite (Netzjargon für alle technischen Faktoren des Internetbetriebs) der Vertrieb maßgeschneiderter Musik- und Informationspakete zu Perotin, Bruckner oder Feldman für jedes Konsumentenprofil organisieren läßt. Evans:„Einige amerikanische Mega-Labels haben höhere Internetverkaufszahlen im Classical-Bereich als bei ihren Pop-Superstar Labels, denn der Bedarf für diese neuen Techniken ist im Klassik-Sektor höher. Dabei befindet sich die Nutzung von Online-Stores auf internationaler Ebene noch im Anfangsstadium.“4


Ob das Internet vornehmlich als Rettungsring für Minderheitenmusik oder schlicht als Werkzeug zur Kontrolle bislang unerschlossener Märkte gesehen wird, hängt von der Betrachtungsweise ab.5 Fest steht, daß die Situationen und Formen in denen Musik erlebt und verhandelt wird, im Netz unübersehbaren Veränderungen unterworfen sind. Anstatt nun das Internet pauschal als kalifornischen Kulturimperialismus zu verteufeln oder als basisdemokratisches Kreativitäts-Utopia zu verklären, käme es allerdings darauf an, die Entwicklung der musikbezogenen Diskurse genauer zu beobachten und aktiv mitzugestalten.



Netzmusik und Netzkritik

Kritik an fehlgeleiteten Netzutopien darf nicht mit technophob-fundamentalistischer Netzverweigerung verwechselt werden, die sich nicht zuletzt aus Ignoranz oder Angst vor dem Verlust alter Privilegien speist. Dabei wird das Internet als gern als vorübergehende Mode belächelt. Autoren wie Pit Schulz und Geert Lovink betonen sie die Notwendigkeit einer netzimmanenten Kritik, die versucht, „Kriterien für die Politik Ästhetik, Ökonomie und Architektur von Multimedia und Computernetzen zu formulieren.6 Zu den Aufgaben einer solchen Netzkritik ist nach Lovink auch die Beschreibung der „versteckten ideologischen Prämissen der ‘virtuellen Klasse’7 zu rechnen.

Für das weite Feld des Musikdiskurses im Netz sind entsprechende Ansätze noch nicht auszumachen. Wo hätte eine solche Debatte hierzulande auch stattfinden sollen?

Die deutschsprachige Mailing-Liste für Musikwissenschaft MuWi@ etwa dümpelt seit Monaten ohnmächtig imWürgegriff der Hardcore-Philologie. Kongreßveranstaltungen wie die Osnabrücker KlangArt, die sich dem gesamten Spektrum der Musiktechnologie widmet, können, solange sie nur im Zweijahresrhythmus stattfinden, in erster Linie als akademischer Novitätenzirkus und als Midi-Missionswerk fungieren. Ein Forum für eine kontinuierliche Diskussion der Chancen und Herausforderungen für Musikkulturen durch das Internet müßte im deutschsprachigen Raum erst noch entstehen. Das Musikfeuilleton in den „alten“ Medien tut sich bislang schwer damit, über Surftips, Ratschläge zur Hardware oder

modische kulturpessimistische bzw. -optimistische Attitüden hinauszugelangen, sofern es sich diesem Thema überhaupt stellt. Trotz des isolationistischen Klimas an vielen musikalischen Ausbildungsstätten, wo es vielfach noch als chic gilt, nicht zu wissen, was E-Mail ist, wird immerhin vereinzelt zum Thema geforscht und gelehrt. Aber auch umfangreiche methodologisch ausgereiftere Studien teilen das Schicksal der hier vorgelegten Momentaufnahme: Sie sind schon sehr bald hoffnungslos veraltet.



Literatur und Webressourcen:


Bollmann, Stefan / Heibach, Christiane (Hg) (1996): Kursbuch Internet Anschlüsse an Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Kultur. Mannheim (Bollmann)


van Dyck, Annette: „Neue Dummheit" oder "Revolution" - Überlegungen zum Potential der 'Neuen Medien' für die Musikwissenschaft

URL am 15.1.1998 http://bird.musik.uni-osnabrueck.de/cgi-bin/as_web.exe?dyck97.ask+F


Ehrler, Hanno: http://www.music... Musik im Internet in NZfM Nr. 5 (1997) S. 49-51


Enders, Bernd (1997): Musik im Internet - Erfahrungen mit einem virtuellen Musikseminar

(im WS ´96/97) eine Dokumentation

URL am 15.1.1998: http://bird.musik.uni-osnabrueck.de/cgi-bin/as_web.exe?doku_VS.ask+F


---(1995) Musikalische Bildung und neue Medien. Bestandsaufnahme und Perspektiven. in: Musikforum, Dez. 1995, S.40-55.


Flender, Christine (1997): Präsentation von Musikorganisationen im Internet.

URL am 15.1.1998: http://www.uni-koeln.de/phil-fak/muwi/forum/flender/klangart/


Gräf, Lorenz /Krajewski, Markus (1997): Soziologie des Internet. Handeln im elektronischen Web-Werk. Frankfurt 1997 (Campus)


Hayward, Philip (1995): Enterprise on the New Frontier Music, Industry and the Internet. in:

Convergence 1995/1 S. 29-44


Hemker, Thomas / Müllensiefen, Daniel(Hg) (1997): Medien - Musik - Mensch. Neue Medien und Musikwissenschaft Hamburg (von Bockel)


Jones, Steve (1997): Kommunikation, das Internet und Elektromagnetismus. in: Münker, Stefan / Roesler, Alexander (Hg): Mythos Internet. Frankfurt/M (Suhrkamp). S. 131-146.


Lovink, Geert (1996): Von der spekulativen Medientheorie zur Netzkritik.

URL am 15.01.98 http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/1110/1.html


Lovink, Geert / Schultz, Pit (1997): Anmerkungen zur Netzkritik. in: Münker, Stefan / Roesler, Alexander (Hg): Mythos Internet. Frankfurt/M (Suhrkamp). S. 338-367.


Münch, Thomas (1997): surfing music:Jugendkultur und Musik im Internet. in: Fabian, Rainer (Hg): media paradise. Die multimediale Zukunft von Kindern und Jugendlichen. Oldenburg: Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg. S. 58-88

URL am 15.1.1998 http://www.uni-oldenburg.de/~muench/surfing/surfing.html


Schlumbohm, Dietmar (1997): Musik im Internet. Überblick und Nutzungsanalyse von Musik und Textbeiträgen in Computernetzen. Unveröff. Handout zur ASPM-Arbeitstagung 10-12.10.1997


Sitter,Peer: Partituren im Netz - Webpublishing aus Sicht der Musik

URL am 15.01.1998: http://bird.musik.uni-osnabrueck.de/seminar/verlag/sitter97/kl01.htm


1 Konr@d Nr. 2 (1997) S. 7

2 Vgl.ebd. S. 54

3 E-Mail von Sandy Nicholson an den Autor vom 12.1.1998

4 E-Mail von Roger Evans an den Autor vom 16.1.1998

5 Ausführlicher äußert sich Hayward (1995) zu den Internet-Strategien der Musikindustrie.

6 Lovink (1996)

7 ebd.